Insgesamt 375 Millionen Euro hat Lars Windhorst seit Juni 2019 in Hertha BSC gesteckt – dennoch dümpelt der Fußballklub in den unteren Regionen der Fußball-Bundesliga, aktuell nur einen Punkt von der Abstiegszone entfernt. Nun hat der Finanzinvestor scharfe Kritik an der Führung von Hertha BSC geübt.
»Ich habe darauf gesetzt, dass bei Hertha rational und in die Zukunft denkende Leute das Sagen haben, die auch nachhaltig den Erfolg wollen«, sagte Windhorst dem Wirtschaftsmagazin »Capital«. In den vergangenen Monaten sei ihm jedoch klar geworden, dass es einigen Leuten dort in erster Linie um »Machterhalt und Klüngelei« gehe.
Die Investments in den Fußballklub hat Windhorst mit seiner Tennor-Gruppe getätigt; heute hält er rund zwei Drittel der Anteile an der ausgegliederten Kapitalgesellschaft, mit der der Verein am Spielbetrieb der Bundesliga teilnimmt.
Auf die Frage, ob er sein Engagement bei Hertha als Fehler betrachte, sagte Windhorst dem Magazin: »Ehrlich gesagt, aus heutiger Sicht ja, leider. Bislang hat mir das Investment bei Hertha abgesehen von positiven Erfahrungen mit vielen Mitgliedern nur Nachteile gebracht.«
Zugleich machte Windhorst deutlich, dass er sich nicht zurückziehen und weiter für den Erfolg von Hertha kämpfen werde: »Ich lasse mir von niemandem dort 375 Millionen Euro verbrennen und werde darum niemals aufgeben.« Er werde »das Investment zum Erfolg führen, auch wenn es viel länger dauern wird als ursprünglich geplant«, sagte Windhorst dem Magazin.
Auch zur wirtschaftlichen Lage seines Konzerns äußerte sich der Tennor-Chef. Im November 2021 hatte ein Gericht in Amsterdam Windhorsts niederländische Konzernholding für insolvent erklärt. Kurz vor Weihnachten hob ein Berufungsgericht diese Entscheidung wieder auf. Aus seiner Sicht sei es stets ausgeschlossen gewesen, dass Tennor tatsächlich für insolvent erklärt werde, sagte Windhorst. Das zwischenzeitliche Insolvenzurteil habe ihm aber geschadet, sagte er. Manche Geschäftspartner hätten danach auf Vorkasse bestanden, einige Zahlungen habe er aus der privaten Tasche vorfinanzieren müssen.
Tatsächlich sei Tennor kerngesund, sagte Windhorst. Die Annahme, sein Unternehmen habe Zahlungsprobleme, sei absurd: »Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr fast eine halbe Milliarde Euro zur Finanzierung und Refinanzierung der Gruppe und ihrer Unternehmen eingesetzt.«