Wie Gewinne mit Aktien versteuert werden (2024)

Wie Gewinne mit Aktien versteuert werden (1)

Mythen rund um Wertpapiere

Gibt es Spekulationsfristen bei Aktien, Fonds, Anleihen & Co., mit denen sich eine etwaige Spekulationssteuer umgehen ließe? Rund um Wertpapiere existieren viele Mythen und überholte Fakten. Wir klären auf, welche Steuer auf Ihre Gewinne aus dem Aktienhandel tatsächlich anfällt – und wie Sie diese durch Ihren steuerlichen Freibetrag umgehen oder zumindest reduzieren können.

12,9 Millionen Menschen haben in Deutschland 2022 Geld in Aktien, aktiv gemanagte Aktienfonds oder passiv gemangte ETFs investiert (Daten: Deutsches Aktieninstitut). Das entspricht etwa 18 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren und ist ein absoluter Rekord. Vor allem jüngere Anlegerinnen und Anleger interessieren sich nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts für den Aktienhandel. Dabei ist es als Einsteiger oder Einsteigerin manchmal gar nicht so einfach, zwischen den vielen Mythen und Behauptungen im Internet valide Informationen zum Thema Aktien zu finden. Das gilt beispielsweise in Sachen Steuern.

Keine Spekulationssteuer aufAktien, aktiv gemanagte Fonds, ETFs & Co

Spekulationssteuer kann inDeutschland anfallen, wenn Sie mit einem sogenannten privatenVeräußerungsgeschäft einen Gewinn erzielen. Ein Beispiel: Sie kaufen eineImmobilie, bewohnen diese niemals selbst, sondern vermieten sie direkt, undnach weniger als zehn Jahren verkaufen Sie sie mit Gewinn. Auf Ihren Gewinn ausdem Verkauf müssen Sie dann Spekulationssteuer zahlen. Die zehn Jahre sind diesogenannte Haltefrist oder Spekulationsfrist. Sie umgehen also dieSpekulationssteuer, wenn zwischen Kauf und Verkauf mehr als zehn Jahre liegen.Eine Frist von einem Jahr gilt für andere Wirtschaftsgüter, die nicht demtäglichen Gebrauch dienen. Dies betrifft beispielsweise Bitcoin und Kunst. Steuernfallen nicht an, wenn der Gesamtgewinn in einem Kalenderjahr weniger als 600 Eurobeträgt. Geregelt ist dies in § 23 des Einkommensteuergesetz(EStG).

Der Verkauf von Aktien, aktivgemanagten Fonds oder passiv gemanagten Exchange Traded Funds (ETFs) ist jedochkein privates Veräußerungsgeschäft. Stattdessen handelt es sich bei damiterzielten Gewinnen um Einkünfte aus Kapitalvermögen. Dementsprechend müssen Sieauf Gewinne aus Aktiengeschäften keine Spekulationssteuer bezahlen und auchkeine Spekulationsfrist einhalten.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Gewinnemit Aktien nicht steuerpflichtig sind: Grundsätzlich fällt Kapitalertragsteuerbeziehungsweise Abgeltungssteuer an. Das gilt sowohl für Dividenden als auch fürGewinne durch den Verkauf der Wertpapiere. Durch den hohen Freibetrag könnenSie die Steuer jedoch häufig umgehen oder zumindest stark reduzieren.

Kapitalertragsteuer – Abgeltungssteuer: Was ist das?

Kapitalertragsteuer fällt an, wenn Sie Geld anlegen und damit einen Gewinn erzielen – zum Beispiel durch Dividenden oder den Verkauf von Aktien. Die Steuer fällt dann auf Ihren Gewinn an. Dennoch müssen private Anlegerinnen und Anleger tatsächlich oft keine Kapitalertragsteuer bezahlen. Denn es gibt einen hohen Freibetrag: Kapitalerträge bis zu 1.000 Euro pro Jahr (für Verheiratete 2.000 Euro) sind steuerfrei (Stand: 2023). Wer Kapitalerträge über den Freibetrag hinaus erwirtschaftet, muss diese mit 25 Prozent versteuern. Dazu kommen ein Solidaritätszuschlag in Höhe von 5,5 Prozent der Kapitalertragsteuer und gegebenenfalls Kirchensteuer.

Wenn Sie Zinsen für Ihre Geldanlage bekommen (zum Beispiel für Festgeld), für Ihre Aktien Dividenden einstreichen oder Aktien mit Gewinn verkaufen, wird die Kapitalertragsteuer in der Regel automatisch von Ihrer Sparkasse oder Bank einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Diese automatische Abgeltung der Steuer hat ihr den Namen Abgeltungssteuer eingebracht. Die Abgeltungssteuer ist also dieselbe Steuer wie die Kapitalertragsteuer, lediglich die Art und Weise, wie sie abgeführt wird, unterscheidet sich. Wenn Sie zu viel Abgeltungssteuer bezahlt haben – etwa weil Sie vergessen haben, einen Freistellungsauftrag zu erteilen – können Sie sich diese als Kapitalertragsteuer in der Anlage KAP beziehungsweise KAP-INV oder KAP-BET Ihrer Steuererklärung zurückholen.

Hinweis:Auch für Kapitalerträge aus Fonds fällt Abgeltungssteuer an. Beim Verkauf von Fonds, die Sie vor 2009 gekauft haben, gilt die Steuer jedoch erst ab 2018. Außerdem gibt es dafür dann einen steuerlichen Freibetrag von 100.000 Euro (für Verheiratete mit gemeinsamem Depot 200.000 Euro). 100.000 Euro des Ertrags bleiben dann also weiterhin steuerfrei. Die Berechnung der Steuern für solche sogenannten Altfonds ist relativ komplex. Nähere Informationen bekommen Sie gegebenenfalls bei Ihrer Steuerberatung.

So sparen Sie Kapitalertragsteuer auf Aktiengeschäfte

Erteilen Sie uns einen Freistellungsauftrag, damit wir bis zu Ihrem Freibetrag keine Abgeltungssteuer für Sie einbehalten und an das Finanzamt abführen müssen. Sie können Ihren Freibetrag auch auf mehrere Institute aufteilen. Das ist sinnvoll, wenn Sie verschiedene Geldanlagen haben, mit denen Sie Gewinne erwirtschaften, auf die Abgeltungssteuer anfällt. Bleiben Ihre Kapitalerträge unterhalb des im Freistellungsauftrag berücksichtigten Freibetrags, sind sie steuerfrei.

Tipp: Mehr Informationen über die Kapitalertragsteuer bekommen Sie in unserem Ratgeber "Wann Sie wie viel Kapitalertragsteuer zahlen müssen". Dort erfahren Sie unter anderem auch, wie Sie sich zu viel bezahlte Abgeltungssteuer über die Einkommensteuererklärung vom Finanzamt zurückholen können.

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Häufige Fragen zur Spekulationssteuer bei Aktien

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Wie lange muss ich Aktien halten, um keine Spekulationssteuer zu zahlen?

Auf den Handel mit Aktien fällt inDeutschland keine Spekulationssteuer an. Es handelt sich dabei nämlich nicht umein privates Veräußerungsgeschäft wie etwa beim Verkauf einer Immobilie (beidieser kann etwa Spekulationssteuer anfallen, wenn sie fremdgenutzt wird, alsozum Beispiel vermietet ist, und weniger als zehn Jahre zwischen Kauf undVerkauf liegen), sondern um Einkünfte aus Kapitalvermögen. Dementsprechend gibtes für Aktien keine bestimmte Haltefrist oder Spekulationsfrist. Stattdessenfällt Abgeltungssteuer beziehungsweise Kapitalertragsteuer an.

Wenn Sie nichts unternehmen, behältIhre Sparkasse oder Bank für Ihre Fonds grundsätzlich automatischAbgeltungssteuer ein und leitet diese an das Finanzamt weiter. Wenn Siehingegen einen Freistellungsauftrag erteilen, berücksichtigt das KreditinstitutIhren Freibetrag (aktuell insgesamt 1.000 Euro beziehungsweise 2.000 fürVerheiratete; Stand 2023). Bei privaten Anlegerinnen und Anlegern wird dann biszu diesem Betrag keine Steuer fällig.

Einige Ausnahmen:

  • Für Fonds, die Sie vor 2009 gekaufthaben (sogenannte Altfonds), gibt es bei der Besteuerung einen noch höherenFreibetrag von 100.000 Euro (bei Verheirateten mit gemeinsamem Depot 200.000Euro).
  • Auf Riester-Fonds wird keineAbgeltungssteuer fällig.

Grundsätzlich müssen Sie Ihre Gewinnemit Fonds versteuern. Tatsächlich sind diese über die steuerfreien Anteile unddie hohen Freibeträge für Privatanlegerinnen und -anleger oft jedochsteuerfrei. Für Aktienfonds (Aktienanteil mindestens 51 Prozent) gilt pauschal,dass 30 Prozent aller Erträge steuerfrei sind. Für Mischfonds sind es 15Prozent und bei offenen inländischen Immobilienfonds 60 Prozent beziehungsweise80 Prozent, wenn der Fonds seinen Anlageschwerpunkt in einem anderen Land hat.

Wenn Sie Ihrer Sparkasse oderDepotbank zudem einen Freistellungsauftrag erteilen, zahlen Sie nur fürFondserträge Steuern, die über dem steuerfreien Anteil liegen und IhrenFreibetrag bei der Abgeltungssteuer überschreiten. Der Freibetrag liegt aktuellbei insgesamt 1.000 Euro beziehungsweise 2.000 für Verheiratete (Stand 2023).

Beim Verkauf von Fonds, die Sie vor2009 gekauft haben, gilt die Steuer jedoch erst ab 2018. Außerdem gibt es dafürdann einen steuerlichen Freibetrag von 100.000 Euro (für Verheiratete mitgemeinsamem Depot 200.000 Euro). Erträge bis 100.000 Euro bleiben dann alsoweiterhin steuerfrei.

Auf Ihren Gewinn beim Verkauf vonAktien fallen grundsätzlich 25 Prozent Abgeltungssteuer, einSolidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer an. Indem Sie einenFreistellungsauftrag bei Ihrer Sparkasse, Bank beziehungsweise Ihrem Brokerabgeben, können Sie diese Steuer jedoch als Privatanlegerin oder -anleger inder Regel vermeiden. Voraussetzung: Ihr Gewinn aus all Ihren Kapitalerträgen imJahr bleibt unterhalb des Freibetrags. Dieser liegt Stand 2023 bei 1.000 Eurofür Singles und 2.000 Euro für Verheiratete pro Jahr.

Anders als etwa Verkäufe vonGoldmünzen und Goldbarren fallen Aktienverkäufe nicht unter privateVeräußerungsgeschäfte. Deshalb gibt es bei Aktien steuerlich keineSpekulationsfrist von einem Jahr zu berücksichtigen. Sie können Ihre Aktienalso verkaufen, wann Sie möchten, und es fällt keine Spekulationssteuer an.Stattdessen unterliegen Gewinne mit Aktien jedoch der Kapitalertrag-beziehungsweise Abgeltungssteuer. Für diese ist jedoch unerheblich, ob Sie voroder nach zwölf Monaten verkaufen.

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