Liquidität: Definition und Kennzahlen einfach erklärt! (2024)

Statische Liquidität

Der erste Grad wird am häufigsten ermittelt. Zur Beurteilung werden die zur Verfügung stehenden liquiden Mittel den kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber gestellt.

1. Grad = liquide Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100 %
Bei einer Ermittlung zweiten Grades werden zusätzlich zu den liquiden Mittel, auch die kurzfristigen Forderungen berücksichtigt und eine Summe aus diesen sowie den kurzfristigen Verbindlichkeiten berechnet. Liegt diese bei über 100 Prozent, gilt Liquidität.

2. Grad = (liquide Mittel + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100 %
Die Ermittlung dritten Grades ist aufwendiger, da das gesamte Umlaufvermögen berücksichtigt und auf die Forderungen bezogen wird. Die sich daraus ergebende Zahl ist in der Regel wenig praxisrelevant.

3. Grad = Umlaufvermögen / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100 %

Dynamische Liquidität

Das ermöglicht eine Schätzung über die Fähigkeit eines Wirtschaftssubjekts, anfallende Zahlungen in einem festgelegten Zeitraum in der Zukunft leisten zu können.

Der Zeitraum ist in der Regel auf ein bis drei Monate festgelegt, um die Angaben möglichst genau zu halten. Die Formel zur Berechnung des Kennwerts gestaltet sich folgendermaßen: Die Summe aus allen Zahlungsmitteln, Forderungen und geschätzten Umsätzen wird durch die kurzfristigen Verbindlichkeiten geteilt.

Neben der Kennzahl der dynamischen Liquidität gibt es auch die Periodenliquidität, um Aussagen über die zukünftige Zahlungsfähigkeit zu machen. Diese wird ermittelt, indem Zahlungsausgänge durch die erwarteten Zahlungseingänge innerhalb eines bestimmten Zeitraumes dividiert werden.

Folgen von hoher und mangelnder Liquidität

Auf den ersten Blick wirkt es so, als wäre eine möglichst hohe Liquidität erstrebenswert. Es würde bedeuten, dass ein Unternehmen jederzeit zahlungsfähig ist und finanzielle Sorgen keine Rolle spielen werden. Und im Grunde ist das auch korrekt.

Eine hohe Liquidität kann auf lange Sicht aber auch Folgen haben. Die Unternehmensrentabilität wird von einer durchgehend hohen Liquidität beeinflusst. Das macht sich durch die Inflation bemerkbar. Vermögen, das lange im Unternehmen bleibt, sinkt durch die Inflation im Wert. Die Auswirkung davon ist zwar nicht gewaltig, aber durch regelmäßige Investitionen und Bewegung im Vermögen, holen Sie das Beste aus den finanziellen Mitteln heraus.

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Liquidität

Eine mangelnde beziehungsweise niedrige Liquidität ist ein viel größeres Problem. Um genau zu sein, ist es das vermutlich größte Problem, dass einem Unternehmen passieren kann.

Eine mangelnde Liquidität bedeutet, dass ein Unternehmen nicht mehr zahlungsfähig ist. Dadurch droht die Insolvenz. Dagegen ansteuern bedeutet, Vorräte und Vermögensgegenstände zu verkaufen, die aber die Bonität senken und auch den geschäftlichen Ablauf einschränken. Dadurch kann die Liquidität bereits nach kurzer Zeit erneut sinken.

Liquiditätsplanung

Mit der Liquiditätsplanung analysieren Sie die Liquiditätsentwicklung Ihres Unternehmens. Dadurch haben Sie Kontrolle darüber, dass Ihr Unternehmen flüssig bleibt.

In einem Liquiditätsplan werden alle Einzahlungen und Auszahlungen gegenübergestellt. Dabei wird ein Fälligkeitsdatum beachtet. Der Liquiditätsplan wird über mehrere Monate erstellt und zeigt so die Entwicklung der Liquidität an. Gleichzeitig können Sie sehen, wo und wie die Auszahlungen und Einzahlungen entstehen. Dadurch können Sie rechtzeitig reagieren und Anpassungen vornehmen, wenn die Liquidität droht zu sinken.

Liquidität sicherstellen und verbessern

Um die Liquidität zu sichern oder im besten Fall sogar zu verbessern, müssen Sie Kosten einsparen. Dafür müssen Sie die Kostenstellen miteinander vergleichen und herausfinden, wo Sie Kosten einsparen können.

Mögliche Kosteneinsparungen sind zum Beispiel häufig im Einkauf, Marketing, Lagerhaltung oder bei Dienstreise zu finden. Günstigere Alternativen und bessere Organisation können in diesen Bereichen den Unterschied machen.

Eine weitere Möglichkeit sind Finanzierungsalternativen. Nur wenige Unternehmen halten sich allein mit Eigenkapital am Leben. Fremdkapital in Form von Krediten oder auch Leasings helfen dabei, das Eigenkapital hochzuhalten.

Ein Blick auf die Steuern kann auch nicht schaden. Viele Unternehmen nutzen ihre Steuervorteile nicht, weil sie gar nicht davon wissen. Freibeträge oder Möglichkeiten zur Herabsetzung der Vorsteuer können Geld sparen.

Bei manchen Banken kann ein Zahlungsausfall versichert werden. Das schützt Sie davor, bei zahlungsunfähigen Kunden und Kundinnen auf den Kosten sitzenzubleiben. Sie bekommen also trotzdem Ihr Geld.

In dem Zusammenhang ist es auch immer sinnvoll, die Bonität von Kund:innen zu prüfen. Deren Zahlungsfähigkeit hat einen entscheidenden Einfluss darauf, dass Ihr Unternehmen liquide bleibt.

Fazit

Die Liquidität ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines Unternehmens. Ist ein Unternehmen nicht liquide, kann es keine Rechnungen bezahlen. Die Folge ist in der Regel die Insolvenz. Das übergeordnete Ziel jedes Unternehmens sollte es also sein, die Liquidität aufrechtzuerhalten oder zu verbessern. Das gelingt durch eine Liquiditätsanalyse und daraus resultierende Maßnahmen oder Kosteneinsparungen.

Liquidität: Definition und Kennzahlen einfach erklärt! (2024)

FAQs

Liquidität: Definition und Kennzahlen einfach erklärt!? ›

Bedeutung: Diese Kennzahl misst die Fähigkeit eines Unternehmens, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort mit liquiden Mitteln (Bargeld und Bankguthaben) zu begleichen. Ein Wert von 1 oder 100% bedeutet, dass das Unternehmen genug liquide Mittel hat, um alle kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort zu decken.

Was ist Liquidität einfach erklärt? ›

Der Begriff Liquidität beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, seine laufenden Zahlungsverpflichtungen jederzeit erfüllen zu können. Es stellt ein Urteil über die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens dar und gibt an, ob ein Unternehmen über ausreichende Mittel verfügt, um seine Verpflichtungen zu erfüllen.

Was sind Liquiditätskennzahlen? ›

Liquiditätskennzahlen bilden einen Indikator, ob ein Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann.

Ist Liquidität eine Kennzahl? ›

Die Kennzahl Cash Ratio/Liquidität I (Liq I) zeigt die Fähigkeit von Unternehmen an, kurzfristige Zahlungsverpflichtungen durch Liquide Mittel wie Bank- und Kassenguthaben oder Schecks bedienen zu können.

Wie wird Liquidität gemessen? ›

Die Formel zur Berechnung des Kennwerts gestaltet sich folgendermaßen: Die Summe aus allen Zahlungsmitteln, Forderungen und geschätzten Umsätzen wird durch die kurzfristigen Verbindlichkeiten geteilt.

Sind Liquidität und Cashflow das Gleiche? ›

Cashflow ist ein Vergleich von Geldzuflüssen und Geldabflüssen in einer Periode (also eine Stromgröße, die Veränderungen über einen Zeitraum misst). Die Liquidität stellt die aktuelle Verfügbarkeit von Geld/flüssigen Mitteln dar.

Was ist ein Beispiel für Liquidität? ›

Bargeld ist der liquideste Vermögenswert, gefolgt von Bargeldäquivalenten wie Geldmarktkonten, Einlagenzertifikaten (CDs) oder Termineinlagen . Marktfähige Wertpapiere wie börsennotierte Aktien und Anleihen sind oft sehr liquide und können über einen Makler schnell verkauft werden.

Ist Gewinn gleich Liquidität? ›

Zusammenhang zwischen Gewinn und Liquidität

Das heißt: Einnahmen – Kosten = Gewinn. Damit wird offensichtlich, welche Größen den Gewinn beeinflussen. Liquidität bezeichnet ausschließlich die zur Verfügung stehenden Mittel, wie beispielsweise Bargeld und Bankguthaben, um anfallende Ausgaben bestreiten zu können.

Was ist ein guter Liquiditätsgrad? ›

Ein typischer Richtwert für die Liquidität 1. Grades liegt zwischen 20% und 50%. Dies bedeutet, dass ein Unternehmen idealerweise mindestens 20% bis 50% seiner kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort mit verfügbaren liquiden Mitteln (Bargeld und Bankguthaben) decken können sollte.

Wie rechnet man die Liquidität aus? ›

  1. Home » Lexikon » Liquidität.
  2. Liquidität 1. Grades = flüssige Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100.
  3. Liquidität 2. Grades = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100.
  4. Das Verhältnis sollte sich in einem Wert von mindestens 120 Prozent widerspiegeln.

Was sind die 3 Liquiditätsgrade? ›

Welche Liquiditätsgrade gibt es?
  • Liquiditätsgrad 1: Cash Ratio = Barliquidität.
  • Liquiditätsgrad 2: Quick Ratio = kurzfristige Liquidität.
  • Liquiditätsgrad 3: Current Ratio = aktuelle Liquidität.

Wie prüft man die Liquidität? ›

Die Cash Ratio ist das konservativste Maß für die Liquidität. Sie wird berechnet, indem Barmittel und Barmitteläquivalente durch kurzfristige Verbindlichkeiten geteilt werden . Sie zeigt Ihre Fähigkeit, kurzfristige Schulden mit Bargeld zu begleichen, wobei Forderungen und Lagerbestände außer Acht gelassen werden, deren Umwandlung in Bargeld einige Zeit in Anspruch nehmen kann.

Was belastet die Liquidität? ›

Eine häufige Ursache für das Absinken der Liquidität sind Mängel im Forderungsmanagement. Bezahlen Kunden ihre Rechnungen zu spät oder gar nicht, fällt fest eingeplantes Geld aus, während die Kosten, die für die Erbringung der Lieferung oder Leistung das Unternehmen belasten.

Ist Liquidität Geld? ›

Liquidität bezeichnet ausschließlich die zur Verfügung stehenden Mittel, wie beispielsweise Bargeld und Bankguthaben, um anfallende Ausgaben bestreiten zu können.

Was ist eine gute Liquidität? ›

Daher sollten Sie flüssige Mittel nicht nur „horten“, sondern auch in neue Projekte investieren. Die Richtwerte für die Liquiditätsgrade liegen für die Liquidität 1. Grades zwischen 10 und 30 %, für den Liquiditätsgrad 2 zwischen 100 und 120 % und für die Liquidität 3. Grades bei mindestens 120 %.

Wie viel Liquidität sollte ich haben? ›

Standardmäßige Finanzberatungen besagen, dass Sie einen Betrag von drei bis sechs Monatsausgaben anstreben sollten, der auf hochverzinslichen Sparkonten und anderen liquiden Konten angelegt werden sollte.

Wie schafft man Liquidität? ›

Liquidität verbessern: 10 Tipps für Unternehmen
  1. Einkaufskosten reduzieren. ...
  2. Leasing als Finanzierungsalternative. ...
  3. Kredite nutzen. ...
  4. Waren- und Lagerkapazitäten verringern. ...
  5. Steuervorteile beachten. ...
  6. Reisekosten reduzieren. ...
  7. Zahlungsausfallschutz versichern. ...
  8. Factoring nutzen.

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Author: Saturnina Altenwerth DVM

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