Die Dividendensteuer in der Schweiz (2024)

Tipps vom Steuerexperten für Besitzer von Dividendenaktien

Dividenden können für Investoren eine willkommenen Einkommens­quelle sein. Doch Vorsicht: Dividenden müssen Sie zusammen mit Ihrem Lohn als Einkommen versteuern. Zu dieser Regel existieren aber auch Ausnahmen.
Wir listen die gängigsten auf und zeigen, was für Aktionäre mit Schweizer Dividenden­aktien im Portfolio gilt.

In jüngster Zeit haben Dividen­denaktien wieder an Beliebtheit gewonnen. Das liegt zum einen am relativplanbaren Einkommen, das sie generieren. Andererseits aber auch am Marktumfeld der vergangenen Monate, das viele Kursgewinne dahin­schmelzen liess. «Warum also nicht», denken sich viele Anleger, «wenigstens über Dividenden am Unternehmenserfolg teilhaben?»

Für natürliche Personen lässt sich das Einkommen aus Dividenden in drei Kategorien einteilen:

  1. Ordentlich steuerbare Dividenden
  2. Privilegiert besteuerte Dividenden (Ausnahme 1)
  3. Steuerfreie Dividenden (Ausnahme 2)

Alle Dividenden von börsenkotierten Firmen fallen unter eine der drei Kategorien. Eine Ausnahme sind Dividenden, die Sie sich von Ihrem Familien­unternehmen auszahlen (mehr dazu in unserem Fokusbeitrag für Unternehmer).

Wie wird eine Dividende in der Schweiz versteuert? (Regelfall)

Grundsätzlich erhebt die Schweiz auf Dividenden eine Verrechnungs­steuer von 35 Prozent. Für in der Schweiz ansässige Steuer­pflichtige ist sie lediglich eine Art «Sicherungs­steuer». Das heisst: Um der Steuer­hinterziehung vorzubeugen, wird sie Ihnen direkt vom ausbezahlten Dividenden­ertrag abgezogen. Bei ordentlicher Deklaration können Sie die Verrechnungs­steuer wieder zurück­fordern. Das gilt auch für Aktionäre aus dem Ausland.1

Für in der Schweiz steuerpflichtige Personen gilt: Um die Verrechnungssteuer vollständig zurückzufordern, müssen Sie die Dividenden­erträge in der Steuer­erklärung offen­legen. Die Besteuerung erfolgt dann über die Einkommenssteuer: Das Einkommen aus Dividenden wird auf Ihr ordentliches Einkommen geschlagen und so besteuert, wie es für Ihre Steuer­progression in Ihrem Wohn­kanton üblich ist.

«Wer seine Divi­denden­einkünfte ordentlich deklariert, ver­steuert sie mit dem Brutto­einkommen (zum Beispiel zum Satz von 25%) und bekommt dafür die 35% Ver­rechnungs­steuer zurück­erstattet.»

Eine Art Schweizer Sicherungs­steuer kommt auch bei Dividenden aus den USA zum Zug. Diese Sicherungs­steuer von in der Regel 15 Prozent heisst «Steuer­rückbehalt USA» und wird von Schweizer Banken auf Dividenden aus den USA erhoben, falls die steuer­pflichtige Person in der Schweiz wohnt. Der Steuer­rück­behalt kann ähnlich wie die Schweizer Verrechnungs­steuer bei der Eidgenössischen Steuer­verwaltung (EStV) zurück­gefordert werden.

1 Zur Begriffsklärung: Im länderübergreifenden Kontext ist bei Dividenden der Begriff «Quellensteuer» üblich.

Was sind privilegiert besteuerte Dividenden?

Aktionäre mit qualifizierten Beteiligungen profitieren vom Privileg der Teil­besteuerung. Dividenden solcher Beteiligungen sind auf Bundesebene zu 70 Prozent und auf Kantonsebene je nach Kanton nur zu 50 bis 80 Prozent steuerbar. Die Voraussetzung ist allerdings, dass Sie zum Zeitpunkt der Dividendenzahlung mit mindestens zehn Prozent am Gund- oder Stamm­kapital einer Kapitalgesellschaft oder Genossenschaft beteiligt sind.2

Somit dürfte die Teilbesteuerung für börsenkotierte Beteiligungen eher nicht relevant sein.3 Umso relevanter ist diese Privilegierung aber bei Beteiligungen an Familienunternehmen (KMU).

Eine weiteres Privileg bietet sich Investoren, die ihre Beteiligung über eine Kapital­gesellschaft aufbauen. Sie halten die Aktien im Geschäfts­vermögen einer Kapital­gesellschaft und können schon ab einem Verkehrs­wert von einer Million Schweizer Franken einen Beteiligungs­abzug geltend machen.4 Das heisst, die Dividenden werden auf Stufe Gesellschaft nicht mehr besteuert. Doch solche Konstrukte rechnen sich meist nur für Investoren, die ihre Aktienpakete tendenziell über Jahrzehnte oder Generationen halten.

2 Abschnitt 4, Artikel 20 im Bundesgesetz über die direkte Bundessteuer, siehe auch das Steuermäppchen 2019 zur Reduktion der wirtschaftlichen Doppelbelastung (PDF).

3 Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch die Meldepflicht gegenüber der Finanzmarkt Aufsicht FINMA: «Eine qualifizierte Beteiligung an einem Institut […] untersteht der Meldepflicht.»

4 Weitere Informationen zum Thema in diesem Merkblatt der Zürcher Steuerverwaltung.

Gibt es steuerfreie Dividenden auf Schweizer Aktien?

Ob Sie Ihre Dividende steuerfrei erhalten können, liegt zu einem grossen Teil in denHänden der Unternehmen.

Dividenden werden gewöhnlich aus den Gewinnreserven finanziert. Verfügt ein Unternehmen allerdings über Kapital­einlage­reserven (auch Agio-Reserven genannt), dann darf es auch diese Reserven für Dividenden­zahlungen nutzen. Dividenden aus den Kapital­einlage­reserven (KER) sind für Privatanleger steuerfrei.

Allerdings schob der Gesetzgeber den steuerfreien KER-Dividenden von börs­enkotierten Gesellschaften einen Riegel vor. Seit 2020 dürfen solche Dividenden nicht höher sein als Dividenden aus der Gewinn­reserve.[5] Das heisst: Wenn steuerfreie KER-Dividenden ausgeschüttet werden, sind immer auch steuerbare Dividenden aus der Gewinnreserve in mindestens derselben Höhe auszuschütten.

Demnach sind die Dividenden aus kotierten Gesellschaften für Privatanleger in der Summe maximal zur Hälfte steuerfrei.

5 Als Ausnahme zu dieser Regel gilt der (seltene) Fall, dass die Agio-Reserven aus der Fusion mit einer ausländischen Gesellschaft stammen (Art. 5, Abs. 1quater im VStG). Ein Beispiel hierfür ist die Holcim Ltd, die ihre «Dividende […] vollständig aus den ausländischen Kapitaleinlagereserven der steuerlichen Kapital­einlagen» auszahlt (Holcim Geschäftsbericht 2022, S. 79). Ebenfalls aus ausländischen Kapital­reserven zahlt die SIG Combibloc AG ihre Dividende (SIG Geschäftsbericht 2022). Weitere Analysen zu den Dividendenausschüttungen von Schweizer Firmen finden Sie in unserem Bericht zur Dividendensaison 2023. Rechtlicher Hinweis: Das Zitieren öffentlich einsehbarer Informationen zu Dividenden­ausschüttungen erfolgt nicht mit der Absicht, eine Investment­empfehlung abzugeben oder eine Steuerberatung zu initiieren.

Gut zu wissen

Längst nicht alle Unternehmen setzen auf Dividenden, um über­schüssiges Kapital an die Aktionäre zurück­zu­führen. Ein beliebter Weg sind auch Aktien­rückkäufe, sprich: die Rück­zahlung von Grund- oder Stamm­kapital. Gerade in den USA ist diese «Rück­kaufs­rendite» oft sogar höher als die Dividenden­rendite. Als Privat­anleger sollten Sie Ihre Aktien oder Anteile aber keines­falls direkt an die Gesellschaft verkaufen, auch wenn solche Angebote auf den ersten Blick verlockend erscheinen. Ansonsten riskieren Sie, dass die Differenz zwischen Nenn- und Verkaufswert als Liquidations­dividende besteuert wird.6 Wählen Sie besser den Verkauf an der Börse.

6 Ein öffentliches Übernahmeangebot einer Drittpartei ist von dieser Liquidationsbesteuerung ausgenommen (siehe Kreisschreiben Nr. 14 der EStV/2007, Ziffer 4.2).

Die Dividendensteuer in der Schweiz (2024)

FAQs

Die Dividendensteuer in der Schweiz? ›

Allgemeinhin gilt: Sie müssen 35 % Quellensteuer auf Dividenden aus der Schweiz zahlen. Damit liegt die Schweizer Quellensteuer noch deutlich über der Deutschen Quellensteuer, welche 25 % beträgt. Von den 35 % werden allerdings noch 15 % mit der deutschen Abgeltungssteuer verrechnet.

Wie hoch ist die Steuer auf Dividenden in der Schweiz? ›

Der Bund erhebt die Verrechnungssteuer auf Erträgen von Geldanlagen – also z.B. auf Zinsen und Dividenden der Anlegerinnen und Anleger. Von 100% Zins überweist die Bank 65% an die Kontoinhaberinnen und –inhaber und 35% an die Eidgenössische Steuerverwaltung.

Wie werden Schweizer Dividenden besteuert? ›

Die Verrechnungssteuer

Zusätzlich zur Einkommensteuer bezahlt der Schweizer Anleger eine Verrechnungssteuer von 35 %. Diese ist eine vom Bund erhobene Quellensteuer auf Zinsen und Dividenden. Einkünfte und Vermögenserträge sollen so transparent gemacht werden.

Wie hoch sind die Steuern auf Dividenden? ›

Dividenden unterliegen der pauschalen Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent, plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer – allerdings erst, wenn sie kumuliert mit weiteren Kapitalerträgen den Freibetrag von 1.000 Euro, beziehungsweise 2.000 Euro für gemeinsam Veranlagte, überschreiten.

Wie werden Aktienanlagen in der Schweiz besteuert? ›

In der Schweiz wird für private Anleger:innen keine spezifische Kapitalertragssteuer erhoben, sofern gewisse Kriterien erfüllt sind. Stattdessen besteuert der Staat Kapitalerträge in der Regel als Einkommen. Kapitalerträge, die beispielsweise aus Kursveränderungen bei Aktien resultieren, werden gar nicht besteuert.

Wann sind Dividenden steuerfrei Schweiz? ›

Dividenden werden gewöhnlich aus den Gewinnreserven finanziert. Verfügt ein Unternehmen allerdings über Kapitaleinlagereserven (auch Agio-Reserven genannt), dann darf es auch diese Reserven für Dividendenzahlungen nutzen. Dividenden aus den Kapitaleinlagereserven (KER) sind für Privatanleger steuerfrei.

Sind Dividenden in der Schweiz steuerfrei? ›

Der Mechanismus der steuerbefreiten Dividende war in der Schweiz mit der Unternehmenssteuerreform II ab 2011 möglich. Seit der dritten Unternehmenssteuerreform können Firmen aber bloss noch maximal die Hälfte ihrer Dividenden steuerfrei ausschütten. Diese Regelung gilt seit 2020.

Wie lange zahlt man Quellensteuer in der Schweiz? ›

Sobald ein Arbeitnehmer seine Niederlassungsbewilligung erhält, ist die Quellensteuer ab dem Folgemonat nicht mehr fällig. Auch nach Heirat eines/einer Schweizer Staatsbürgerin/-bürgers wird die Quellensteuer nicht mehr erhoben.

Wie bekomme ich die Quellensteuer aus der Schweiz zurück? ›

Erstattung schweizerischer Quellensteuer

Für Erträge mit Fälligkeit ab 1.1.2020 ist eine Beantragung ausschließlich online möglich. Das hierfür erforderliche Formular finden Sie hier: https://vstde.estv.admin.ch/start.

In welchem Land werden Dividenden nicht besteuert? ›

Länder, in denen für Privatanleger keine Quellensteuer anfällt, sind Großbritannien, Liechtenstein, Singapur und Irland. Auf Höhe der Quellensteuer achten: Durch Doppelbesteuerungsabkommen kann die Quellensteuer ggf. auf die deutsche Kapitalertragsteuer angerechnet werden.

In welchem Land zahlt man keine Steuern auf Aktien? ›

Eine Befreiung der Quellensteuer findet demnach in Kroatien, Österreich, Rumänien, Slowakei oder Spanien statt. Brasilien wiederum verlangt keine Steuern für ausländische Investoren. Zusätzlich Quellensteuer, wird bei ausländischen Dividendenerträgen auch die zur deutschen Abgeltungssteuer fällig.

Ist die Kapitalertragsteuer immer 25 %? ›

Beträgt die Kapitalertragssteuer immer 25 Prozent? Die Kapitalertragssteuer liegt bei 25 Prozent plus gegebenenfalls Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer.

Wie hoch ist die Quellensteuer in den USA? ›

Bei Dividenden wird eine Quellensteuer in den USA von 30 % fällig, wobei 15 % davon mit der deutschen Abgeltungssteuer verrechnet werden können. Die übrigen 15 % können Sie von den US-Steuerbehörden erstattet bekommen. Dies erfolgt normalerweise automatisch.

Sind Aktien in der Schweiz steuerfrei? ›

Bei der Frage, welche Wertschriftenerträge versteuert werden, lautet die Faustregel einfach ausgedrückt: Auf Kursgewinne zahlen Sie keine Steuer, auf Dividenden jedoch schon, ausser, es handelt sich um einen steuerfreien Kapitalgewinn. Der Grund ist, dass Dividenden als Einkommen gelten, Kursgewinne aber nicht.

Wie funktioniert Dividendenauszahlung Schweiz? ›

Dividendenauszahlungen unterliegen in der Schweiz der sogenannten Verrechnungssteuer mit einem Satz von 35 Prozent. Die Verrechnungssteur wird bei einer Dividendenzahlung von der Bank einbehalten und somit nur 65 Prozent direkt ausbezahlt.

Wie kann man Steuern auf Aktien vermeiden? ›

Die Steuerzahlung kannst Du auch ganz umgehen, in dem Du bei deiner Depotbank oder Deinem Broker einen Freistellungsauftrag stellt. So sind Kapitalerträge in Höhe von 801 Euro für Dich frei. Wirst Du mit Deinem Partner oder Deiner Partnerin zusammen veranlagt, dann liegt der Freibetrag bei 1602 Euro.

Wie viele Dividenden sind steuerfrei? ›

Kapitaleinkünfte sind seit 2009 pauschal mit 25 Prozent Abgeltungssteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer zu versteuern. Dazu gehören Zinseinnahmen, Gewinne aus Aktienverkäufen und Dividenden. Für Kapitaleinkünfte bis 1.000 Euro im Jahr musst Du ab 2023 keine Steuern zahlen.

Wie lange muss man Aktien halten damit sie steuerfrei sind? ›

Anders als etwa Verkäufe von Goldmünzen und Goldbarren fallen Aktienverkäufe nicht unter private Veräußerungsgeschäfte. Deshalb gibt es bei Aktien steuerlich keine Spekulationsfrist von einem Jahr zu berücksichtigen. Sie können Ihre Aktien also verkaufen, wann Sie möchten, und es fällt keine Spekulationssteuer an.

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